Die Europäische Henry van de Velde Route
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Die Europäische Henry van de Velde Route verbindet die Stätten des Wirkens van de Veldes, eines Wegbereiters der Moderne, quer durch Europa: von Frankreich und seiner Heimat Belgien, über die Niederlande und Deutschland bis nach Lettland und Polen. Sie umschließt Orte, in denen van de Veldes Ideen Entwürfe blieben, Aufträge, die realisiert, aber nicht erhalten wurden, Bauten und Gestaltungen, die noch existieren, man jedoch nicht oder nur von außen betrachten kann sowie Entwürfe und Bauwerke, die erhalten, vorbildlich restauriert und heute der Öffentlichkeit zugänglich sind.
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Nach nur zweijährigem Aufenthalt in Berlin zog Henry van de Velde 1902 mit seiner Familie ins thüringische Weimar und trat als künstlerischer Berater für Industrie und Handwerk in den Dienst des jungen Wilhelm Ernst Großherzog von Sachsen-Weimar. Hier ging er mit der Eröffnung des kunstgewerblichen Seminars den ersten Schritt auf dem Weg zur Erfüllung eines langgehegten Wunsches, der Gründung einer eigenen Schule. Eine über 10 Jahre währende Lehrtätigkeit in Weimar begann.
Neben zahlreichen Privataufträgen für Möbel und Ausstattungsgegenstände fiel gleich zu Beginn dieser Zeit sein erster Auftrag aus Chemnitz - der Bau eines Wohnhauses für die Familie des Chemnitzer Textilunternehmers Herbert Esche – sein erster Architekturauftrag in Deutschland.
Zahlreiche weitere Wohnraumgestaltungen, die Inneneinrichtung des Nitzsche-Archivs oder der Auftrag für weitere Wohnhäuser und den Tennisclub Lawn in Chemnitz fallen in diese Weimarer Zeit. Endlich - 1907 - auch der Bau der eigenen Kunstgewerbeschule.
Mit ursprünglich vier Entwürfen des Künstlers gilt Chemnitz als ein Höhepunkt der Europäischen Henry van de Velde Route. Im nahe Crimmitschau gelegenen Lauterbach nahm Henry van de Velde im Auftrag Arnold Esches (ein Bruder Herbert Esches) die Umgestaltung einiger Räume des Landgutes der Familie Esche vor.
1902/1903 Villa Esche | Nach einem ersten Auftrag zu Mobiliar betrauten Herbert und Hanni Esche den belgischen Künstler mit der Gestaltung eines Lebensraumes als Gesamtkunstwerk von Architektur, Interieur und Park. 1911 wurde das Haus auch nach Plänen van de Veldes noch einmal umgebaut.
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1908 Chemnitzer Lawn Tennis Club C. L. T. C. | Der Chemnitzer Unternehmer und Strumpffabrikant Fritz Eugen Esche, ein Bruder des Bauherrn der Villa Esche, beauftragte 1908 Henry van de Velde mit dem Bau eines Clubhaus für den Chemnitzer Lawn Tennis Club C. L. T. C. Dieser Club wurde bereits 1894 gegründet, 8 Jahre vor der Gründung des Deutschen Lawn Tennis Clubs, und war lange Zeit der einzige in Chemnitz. Herbert Esches Bruder Fritz gehörte zu den ersten Mitgliedern des Clubs und wirkte bis zu dessen Auflösung im Vorstand. Van de Velde gestaltete ein dreigeschossiges modernes und zweckmäßiges Gebäude mit allen benötigten Einrichtungen und einem langgestreckten Balkon zu den Spielfeldern hin. Der Entwurf umfasste weiterhin u. a. eine Bar, Garderoben, Lese- und Vorstandszimmer sowie Verwaltungsräume mit Möbeln, Leuchten und Teppichen.
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Um 1908 Villa Quisisana | Der Kommerzien- und Stadtrat Theodor Koerner senior (1855-1921), Inhaber der Tintenfabrik Beyer und Schwiegervater Herbert Esches, beauftragte Henry van de Velde um 1908 mit der Neugestaltung der Halle seiner im Neorenaissancestil gebauten Villa Quisisana. Dieser im Werk van de Veldes wenig bekannte Auftrag erfuhr in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg bis 1990 verschiedene bauliche Veränderungen. Im Rahmen der nach der Wende begonnenen Sanierung entstanden bis 1996 in der einstigen Fabrikantenvilla Büroräume und ein Restaurant. Die von van de Velde entworfene Halle wurde dabei restauriert und weitgehend in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
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913/1914 Villa Koerner | Hanni Esches Bruder, Dr. Theodor Koerner junior (1882-1958), ließ sich von Henry van de Velde schräg gegenüber seines Elternhauses eine eigene Villa bauen und ausstatten. Wie viele Aufträge, die der belgische Künstler in den letzten Jahren seiner Weimarer Karriere ausführte, entsprach die Villa Koerner stilistisch stärker dem Ideal des bürgerlich-repräsentativen Hauses, als seine ersten Villenbauten. Im Zweiten Weltkrieg zerstörte eine Brandbombe die zwei oberen Geschosse der Villa Koerner; von der Innenausstattung überlebten nur Bruchteile. Bis die Villa 1990 an die Erben Koerners zurückging, diente sie als Rechenzentrum der Maschinenfabrik Ermafa. 2001 wurde das Gebäude verkauft, die neuen Eigentümer stellten die Außenansicht wieder her und richteten im Inneren Büro- und Wohnräume ein. Der Grundriss van de Veldes blieb in den unteren Geschossen erhalten, die Einrichtung der Halle wurde nach historischen Fotografien rekonstruiert.
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1900-1909 Herrensitz des Rittergutes Lauterbach | Das Landgut der Familie Esche befand sich im nahe Crimmitschau gelegenen Lauterbach. Herbert Esches jüngster Bruder, Arnold Esche, ließ in dem 1884 im Neorenaissancestil erbauten Herrenhaus des Ritterguts Lauterbach von Henry van de Velde eine umfangreiche Umgestaltung des Interieurs vornehmen. So entstand 1907-09 eine moderne Einrichtung u. a. für das Herrenzimmer, das Speisezimmer, das Wohnzimmer sowie einige Schlafräume. Viele dieser Elemente, wie Stuckdecken, Holzpaneele, Leuchten etc. sind bis heute erhalten geblieben. Das Gebäude wird derzeit noch restauriert. |