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Historie

Ein Bauwerk voll Geschichte

Die Geschichte des Wasserschlosses Klaffenbach steckt voller Überraschungen. Die erste findet sich bereits in der Biographie des Bauherrn Wolff Hünerkopf: Er war kein Adliger, sondern wohlhabender Bürger Annabergs. Mitte des 16. Jahrhunderts ließ er in Klaffenbach ein kleines Renaissance-Schlösschen als weithin sichtbares Zeichen seines Wohlstands errichten.

Erst im 17. Jahrhundert gelangte das Schloss mit dem Verkauf an den kurfürstlichen Oberhofmarschall Freiherr Dietrich von Taube für 200 Jahre in adelige Hände, ehe es im frühen 19. Jahrhundert von der Kaufmannsfamilie Hänel erworben wurde.

Im 20. Jahrhundert verfiel das architektonische Kleinod. Seit der grundlegenden Sanierung des Ensembles in den 1990er Jahren erstrahlt das Schloss am Stadtrand von Chemnitz heute wieder in altem Glanz und präsentiert sich als eine kulturelle Begegnungsstätte der besonderen Art.

Wir laden Sie auf den folgenden Seiten zu einer kleinen Zeitreise durch die Historie des Wasserschlosses Klaffenbach ein. Lassen Sie sich von seiner Geschichte und seinen Bewohnern überraschen!

Wir danken dem Schlossbergmuseum Chemnitz sowie dem Stadtarchiv Chemnitz für die Bereitstellung des Bildmaterials.

16. Jahrhundert

Wolff Hünerkopf - ein Bürger baut sich ein Schloss

Wolff Hünerkopf, Bauherr des Wasserschlosses Klaffenbach, wurde um 1500 in Elterlein im Erzgebirge geboren. In der durch den Silberbergbau reich gewordenen Stadt Annaberg gelangte Hünerkopf als städtischer Münzmeister zu Ansehen und Wohlstand. Als Günstling des Kurfürsten Johann Friedrich I. wurde er wohl um 1539 in den Adelsstand erhoben. Wolff Hünerkopf legte seinen Reichtum in Eigentum von Land an: So erwarb er 1543 aus dem Grundbesitz der vom Kurfürsten aufgehobenen Benediktinerabtei Chemnitz die Dörfer Burkhardtsdorf, Neukirchen und Klaffenbach. In letzterem ließ er von 1546 bis 1549 in der Würschnitzaue als weithin sichtbares Zeichen seines Wohlstands und gesellschaftlichen Ranges ein verspieltes Renaissance-Schloss errichten.

Als rücksichtsloser Grundherr, der sich mit seinen Bauern, mit Nachbarn und auch der Stadt Chemnitz anlegte, ist er mehrfach aktenkundig geworden. Wolff Hünerkopf starb wahrscheinlich 1566 und ist in der Kirche von Neukirchen begraben worden, wo er bereits zu Lebzeiten Altar und Taufstein gestiftet hatte.


Die Sage vom eingemauerten Burgfräulein im Schloss zu Neukirchen

Der eigenwillige Schlossherr regte die Fantasie der Menschen an, welche rund um das Wasserschloß Klaffenbach lebten. So erzählt man sich in Klaffenbach bis heute die Sage vom eingemauerten Burgfräulein:

Ein Leben in Saus und Braus, rauschende Feste und zahlreiche Jagdgesellschaften führten dazu, dass sich der Herr des Hauses hoch verschuldete. Dies kam dem Burgherrn zu Rabenstein zu Ohren, einem reichen Mann, aber hässlich von Angesicht und böse im Herzen. Er unterbreitete dem Klaffenbacher Schlossherrn einen Vorschlag, den dieser kaum ausschlagen konnte. Im Tausch für die Hand seine Tochter wollte der Rabensteiner Burgherr alle Schulden des Klaffenbacher begleichen. Der Vater des Fräuleins war darüber so erfreut, dass er augenblicklich einen Termin für die Hochzeit festsetzte. Doch als die Braut hörte, mit wem sie da vermählt werden sollte, erschrak sie zutiefst, weinte und flehte ihren Vater um Gnade an. Der Vater jedoch war nicht zu erweichen. Da schrie das verzweifelte Mädchen: „Nie und nimmer werde ich diesen schrecklichen Mann heiraten!“ Daraufhin packte den Vater ein grausamer Zorn. Er befahl seiner Tochter, ihre schönen Kleider abzulegen und ließ sie im Turm des Wasserschlosses einmauern. Von diesem Tag an ging es dem Klaffenbacher Schlossherrn zusehends schlechter, bis er nach einer langen Leidenszeit eines grausamen Todes starb.

Eindeutige Belege dafür, dass sich dieses Drama tatsächlich ereignet hat, gibt es nicht. Jedoch glaubt bis heute der ein oder andere Besucher im Wasserschloß Klaffenbach das markerschütternde Flehen und Bitten des unglücklichen Mädchens zu hören.

17. & 18. Jahrhundert

Kriegerische Auseinandersetzungen um die Hegemonie im Baltikum zwangen um 1600 die deutschstämmige Adelsfamilie von Taube zur Flucht aus ihrer Heimat, dem Deutschordensstaat Livland (heute: Estland). Als Achtjähriger gelangte Dietrich von Taube (geb. 1594) so an den sächsischen Hof nach Dresden, wo er gemeinsam mit dem Kurprinzen Johann Georg I. aufwuchs. Nach dessen Amtsantritt im Jahr 1611 erfolgte auch der Aufstieg des Dietrich von Taube, welcher erst Reisestallmeister und Oberstleutnant, mit 23 Jahren schließlich Stallmeister wurde und damit eines der höchsten Hofämter inne hatte. Bereits 2 Jahre zuvor hatte er das Gut und Schloss Neukirchen erworben.

Obwohl Dietrich von Taube das Leben am kurfürstlichen Hof dem im Wasserschloß Klaffenbach vorzog – der Besitz diente ihm lediglich als Einnahmequelle –, begründete er mit dem weiteren Ausbau des Schlosses im Renaissance-Stil den Glanz und Zauber des heutigen Ensembles. So vermutet man, dass das Schloss erst unter Dietrich von Taube die mächtigen Kielbogengiebel mit den sich daraus ergebenden Schiefdächern und einem Hauptturm erhielt. Darüber hinaus vollendete er die von den Vorbesitzern begonnenen Bauten am nördlichen Torhaus mit einem Treppenaufgang. Auch nach dem Tod Dietrichs 1639 verblieb das Schloss im Besitz der Familie von Taube und wurde ab 1709 auch wieder bewohnt.

19. & 20. Jahrhundert

1819 verkaufte Moritz von Taube das Gut Neukirchen an den Fabrik-, Kauf- und Handelsherrn Carl Heinrich Hähnel aus Schneeberg. Damit endete die 200-jährige Herrschaft der von Taubes über das Wasserschloß Klaffenbach. Bis 1909 verblieb das Ensemble nun in den Händen der Nachkommen Carl Heinrich Hähnels. 1909 ging es in den Besitz der Landesbank Berlin über, die bis 1926 Eigentümerin des Schlosses war. 1926 wurde es erstmals der Gemeinde Klaffenbach zugesprochen. Ab 1935 wurde das Schloss vom Reichsarbeitsdienst als Lager genutzt. Nicht mehr viel war nun von seiner alten Herrlichkeit übriggeblieben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden im Wasserschloß für kurze Zeit Sowjetsoldaten, später die sowjetische Kommandantur einquartiert. Die Flächen rund um das Ensemble dienten dem Anbau von Rüben, Kartoffeln und Getreide.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das nächste traurige Kapitel. Das Schloss wurde zu einem sogenannten „Jugendwerkhof“. 14- bis 18-jährige Mädchen aus der ganzen DDR waren hier untergebracht. Sie galten als „schwer erziehbar“. „Schwer erziehbar“ - das bedeutete, dass man nicht ins sozialistische Menschenbild passte. Die Mädchen hier im Schloss arbeiteten erst in der Landwirtschaft, dann vor allem in Industriebetrieben. Manche Frauen leiden bis heute unter ihren Erinnerungen an die Heimerziehung.

Restauration

Auf dem Weg zu neuem Glanz

Nach der Schließung des Jugendwerkhofes 1989 wurden die Nutzungsrechte am Rittergut Neukirchen erneut der Gemeinde Klaffenbach zugesprochen. Verwohnt und mehrfach provisorisch umgebaut, befand sich das Schloss in einem desolaten Bauzustand. 1991 beschloss die Gemeinde Klaffenbach die Sanierung des Gesamtkomplexes. Bereits 1 Jahr später konnten mit Hilfe von Fördergeldern der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland sowie des Freistaates Sachsen die umfangreichen Restaurierungsarbeiten beginnen.

1995 erfolgte die Wiedereröffnung des Schlosses als „Haus des Gastes“. Mit der Eingemeindung Klaffenbachs ging das Ensemble 1997 in den Besitz der Stadt Chemnitz über. Seit 2006 wird das Wasserschloß Klaffenbach von der C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH als eine kulturelle Begegnungsstätte der besondern Art, mit Fokus auf die Förderung von Gestaltung und Handwerk, betrieben. Daneben ist das Ensemble Veranstaltungsort für Tagungen und Kongresse, Feierlichkeiten und Hochzeiten, Kulturveranstaltungen, Open Air-Konzerte, Märkte uvm.

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